Freitag, 23. Januar 2015

Augen zu und durch


Anscheinend stimmt es wirklich, dass man ab einem bestimmten Alter nur noch das Thema "Ärzte, Beschwerden und Wehwehchen" hat. Anscheinend habe ich also nun dieses Alter erreicht, denn im Moment dreht sich bei uns fast alles nur noch genau um dieses Thema, auch wenn es mich ja eigentlich nur indirekt betrifft.

Beim Leckerchenmann stehen sich Krankenhausmediziner und Hausarzt gegenüber. Dem Leckerchenmann geht es nun seit drei Wochen nicht besonders gut. Das Krankenhaus empfiehlt eine Behandlung, der Hausarzt ist absolut dagegen.  Bis jetzt wurde also noch gar nichts gemacht, damit es dem Leckerchenmann auch nur ein bisschen besser geht. Nächste Woche fahren wir nun in die Nachbarstadt, damit der Leckerchenmann in einer Spezialklini untersucht wird. Diesen Termin hat das Krankenhaus vereinbart, obwohl der Hausarzt murrt und Bedenken äußert. Das zehrt an den Nerven, beim Leckerchenmann, bei der Leckerchenfrau und auch bei mir.

Es kam dem WBE und mir also ganz gelegen, dass unser Weihnachtsbesuch bei der Abreise etwas ganz Wichtiges vergessen hatte. Somit traten wir nämlich am vergangenen Wochenende einen ungeplanten Abstecher nach Hessen an. Ein guter Zeitpunkt, denn  mit einem größeren Ausflug kann man so schön den Kopf durchpusten. Bei unserem letzten Besuch dort hatte der Dauerregen uns ans Haus gefesselt. Nun wollten wir auch mal die nähere Umgebung erkunden.  So machten wir uns guter Dinge und bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg, um dann in Rheinland-Pfalz festzustellen, dass ein Gehirn, das sich tagein tagaus nur noch mit Krankheiten beschäftigt, absolut nicht mehr alltagstauglich ist. Wir hatten viele schöne Sachen in unserem Auto, nur leider nicht das, was uns zu dieser Fahrt bewogen hatte.
Rückkehr war angesagt.
Augen zu und durch.
Was man nicht im Kopf hat, muss man im Tank haben.
Exakt zwei Stunden nach Abreise kamen wir wieder zu Hause an, um dann noch mal neu zu starten. Dieses Mal auch mit der wertvollen Fracht und der Gewissheit, dass uns nach Ankunft nicht mehr lange Licht für die Umgebung bleiben würde. Unser Navi war dann auch so nett und schickte uns, nachdem wir ja schon zweimal dem Kölner Dom zugewunken hatten, auf eine andere Strecke. Dieses Mal mit Blick auf Koblenz, Schloss Montabaur und Limburger Dom. Ein gutes Navi denkt eben mit und kennt die Vorlieben seiner Leute.

Tatsächlich war in Hessen noch ein kleiner Spaziergang drin.

Vorbei an Wald und Feld

Ein Himmel wie gemalt

Emi hat trotz langer Fahrt gute Laune

Volle Aufmerksamkeit

Rheinisch-Hessische Verbindung gegen  hohe Mäusepopulation

Smile für die Kamera

Besondere Wegweiser

Der Waldkindergarten hat Spuren hinterlassen

Blaue Stunde

Dieser Spaziergang nahm seinen Höhepunkt im fast stockdunklen Wald. Während wir schon befürchteten hoffnungslos wie Hänsel und Gretel zu enden, war Emis Nase absolut hingerissen vom Duft aus dem Wald. Ein paar Rehe, die kurz vor uns über den Weg rannten, sah sie zwar nicht, aber was immer noch da im Wald war, es war auf jeden Fall wahnsinnig interessant. Für uns war es vielleicht auch besser, dass wir es nicht wussten. Nachdem wir fast blind durch jede Matschpfütze Hessens gestapft waren, fanden wir dann auch glücklicherweise den Weg aus dem Wald und zurück an einen reich gedeckten Tisch, den wir uns auch verdient hatten. Leider ließ Emi uns den kurzen Aufenthalt in Hessen nicht wirklich genießen. Gewohnt an ihr Rudel wollte sie nur noch nach Hause. Ich glaube, es ist die riesige Liebe zu Manu, die ihr die Trennung über mehr als 2-3 Stunden wirklich schwer machte. Zu Hause wurde er dann auch wirklich ganz besonders herzlich begrüßt. Ach ja, Hundeliebe, seufz.

War der Kopf durch den Trip nach Hessen kurzfristig abgelenkt, so bekam er am nächsten Morgen die volle Ladung Sorgen ab. Lukes OP war sehr früh am Morgen angesetzt und belastete mich dann doch wesentlich mehr, als ich erwartet hatte. Alleine schon die Zeit bis die Narkose wirkte, machte mir doch sehr zu schaffen. Dieser fragende und hilfesuchende Blick aus dunklen Hundeaugen, die kurz vorher noch so vertrauensvoll geschaut hatten. Puh, das war wirklich nicht einfach. Stunden später kam dann noch die  Aussage dazu, dass alles gut verlaufen sei, den Tumor habe man  eingeschickt und das Ergebnis würde in einer Woche vorliegen. Das versetzte meinen Kopf  in ein komplettes Chaos. Während Luke also mit Halskrause zu Hause den Schlaf der Gerechten schlief, war ich komplett handlungsunfähig. Das Kopfkino fuhr Karussell. Böse, dunkle Gedanken gaben sich die Hand. Tumor. Mein Gehirn, das in der Regel nicht in der Lage ist lange abzuspeichern, was mir wirklich wichtig ist, holte nun in Dauerschleife alle Informationen über dieses Thema hervor, die es innerhalb von Jahrzehnten gehört, gelesen oder miterlebt hatte. Je schlimmer, je besser. Es ratterte und ratterte und ratterte.
Emi und Manu tappsten auf Zehenspitzen durchs Haus, machten einen großen Bogen um den Patienten oder legten sich in unmittelbarer Nähe zu ihm auf den Boden. Gegen Abend war er dann immerhin in der Lage die blöde Halskrause zu entfernen. Diese wollte er sich auch partout nicht mehr anlegen lassen. Aus Mitleid ließen wir ihn gewähren. Zuerst ging es auch ohne noch ganz gut.




Wir hielten ihn im Familienschichtdienst unter Beobachtung, und die Wunde verheilte zufriedenstellend. Bei der Kontrolle gab es keine Klagen.

Inzwischen sind wir an Tag 5 angekommen. Der Patient entwickelt sich zum Houdini der Halskrause. In der Nacht hat er sich nun zum ersten Mal die Wunde freigelegt. Ein Anblick, der mich am frühen Morgen in absolute Hektik versetzte. Mittlerweile haben wir die Wunde wie Fort Knox gesichert, doppelt und dreifach, aber Luke hat nur noch ein Bestreben. Weg mit der Halskrause, ran an Fort Knox. Es ist zum Mäusemelken, und ich bin wirklich froh, dass das Wochenende vor der Tür steht und wir ihn so fast nahtlos im Blick haben. 
Liebe Wunde, nutze die Zeit, um einen kleinen Vorsprung zu erarbeiten. Wir werden dich unterstützen.

Der Houdini der Halskrause grüßt





Mittwoch, 14. Januar 2015

Stürmische Zeiten am Rhein



Wenn die Prinzessin kundtut, dass sie Mutter und Hund am Wochenende doch mal gerne auf einem Ausflug begleiten möchte, dann erfreut das natürlich das Mutterherz sehr. Früher war die Prinzessin nämlich bei jedem Hundespaziergang dabei, morgens, mittags, abends, wann immer sich eine Möglichkeit ergab. Irgendwann ließ das Interesse dann doch nach. Frischluft war auch nicht mehr unbedingt angesagt. Da gab es wohl wichtigeres in diesem Alter.

Nach der überraschenden Ankündigung wurde das erfreute Mutterherz so butterweich, dass der Prinzessin sogar freistellt wurde das Ausflugsziel auszusuchen. Diese wollte dann ganz furchtbar gerne an den Rhein. Dort waren wir mal vor längerer Zeit, als mein Bruder einen seiner ersten Pflegehunde nach Meerbusch vermittelt hat. Dieses nahmen wir dann zum Anlass ein schönes Picknick am Rhein zu planen. Ein wundervoller Sommertag mit einer leichten Brise, schöne Buchten, Bäume zum Klettern, unzählige Muscheln, die man mit dem Cousin sammeln konnte, ein Picknick direkt am Wasser und anschließend ein ganz toller Spaziergang am Rhein entlang. So entstehen schöne Kindheitserinnerungen. Genau dieses Ausflugsziel strebten wir nun also an.

Dienstag, 13. Januar 2015

Holpriger Start ins neue Jahr

Wir haben großes Glück mit unseren Hunden. Silvester mit all seinem Getöse, Gekrache und Geblitze ist für sie überhaupt kein Problem. So konnten wir direkt um Mitternacht Manu sein Geburtstaggeschenk überreichen. Draußen wurde uns dazu passend der feierliche Rahmen geboten. Ein bisschen weniger hätte es aber auch getan. Manu freute sich sehr über das knisternde Päckchen, das er auspacken durfte. Auch das quietschende Vögelchen hatte er sofort ganz lieb und leckte es erst einmal zärtlich ab. Wie hätte das arme Vögelchen da auch schon ahnen können, dass es den 2. Januar nicht mehr erleben würde. Aber das nur mal am Rande.

So harmonisch das neue Jahr nun also begann, lange hielt dieses gute Gefühl nicht an. Unser Leckerchenmann (sprich: mein Vater) erkrankte in dieser Nacht und musste am frühen Morgen ins Krankenhaus. Damit war ich in den nächsten Tagen sehr viel unterwegs, und die Hunde hatten ein bisschen das Nachsehen. Zum Glück waren noch Schul- und Semesterferien, sodass unser Dreiergespann nie wirklich alleine war, aber an größere Ausflüge war vorerst nicht zu denken. Ich weiß gar nicht, wer diese am meisten vermisste, die Hunde oder ich. Die gemeinsame Zeit war wirklich sehr knapp, das schlechte Gewissen umso größer. Zum Glück vermittelten die Hunde mir nie das Gefühl, dass sie wirklich zu kurz kamen. Sie wirkten weiterhin tiefenentspannt und überhaupt nicht fordernd. Vielleicht waren sie ja auch einfach nur froh, dass ich so selten zu Hause war, denn  in letzter Zeit hatte ich sie auf Schritt und Tritt mit der Kamera verfolgt. Ich musste doch mein Weihnachtsgeschenk (♥) ausprobieren. Im Garten sah man mich nur noch auf der (Foto)-Pirsch. Es gab viele Misserfolge, aber hier und da auch mal ein paar Highlights, die mich zuversichtlich stimmten.