Montag, 16. März 2015

Wie schnell ein Jahr vergeht



Am Anfang warst du nur ein blinkendes Licht. Ein blinkendes Licht auf unserem Anrufbeantworter. Eine Nachricht, die ich kurz abhörte, und dann eigentlich ganz schnell wieder vergessen wollte. Ich hatte es eilig, war schon fast auf dem Weg zur Arbeit, doch die Neugier trieb mich noch schnell an den PC. Die Stimme kündigte nämlich einen Hund an, der dringend seine jetzige Pflegestelle verlassen müsste, und nur wir würden zu diesem Zeitpunkt als Ersatz in Frage kommen. Das war der Moment, wo ich dich das erste Mal sah, und glaube mir, Begeisterung sieht anders aus. So ein großer, wilder Hund, der in einem Video durch seine Perrera düste. Nein, das würde einfach nicht passen, dachte ich mir so.

Unsere Pflegestelle hatte gerade ein Jahr pausiert, nachdem Emi und Luke innerhalb von wenigen Monaten bei uns eingezogen waren. Zwei Pflegehunde hatten wir erfolgreich vermittelt, und nun wollten wir erst einmal viel Zeit mit unseren eigenen Hunden verbringen. Wir wollten mit ihnen Routine aufbauen, zur Ruhe kommen und zusammenwachsen.

Kurz vor dem Anruf hatten wir nun zum ersten Mal wieder mit dem Gedanken gespielt, einem Hund aus dem Ausland, die Chance zu geben, aus einer Auffangstation in eine Familie zu kommen. Unser neuer Pflegi sollte ein kleiner Hund sein, gerne auch ein Welpe, denn mit Cocolina hatten wir gute Erfahrungen gemacht. Die Prinzessin, die sich bei den Pflegehunden immer gut mit eingebracht hatte, wünschte sich einen Hund, den sie auch ausführen könnte, der womöglich mit in ihrem Zimmer schlafen würde, und nun kam deine Anfrage. Rüde, über 60cm groß, schätzungsweise Jagdhund, puh. 

Ich sah mich schon wie ein Fähnchen im Wind an deiner Leine hängen, während du durch Wald und Feld den Hasen Beine machst. Ja, ich gebe zu, es war die pure Ablehnung, und mit der im Gepäck, fuhr ich zur Arbeit, ohne zu wissen, was im Hintergrund passierte.
Beim WBE klingelte nämlich das Handy, und damit war dein erster Schritt in unser Leben irgendwie schon besiegelt.
Der Rest war dann der Kampf Herz gegen Verstand, wobei das Herz am Ende natürlich den Sieg davontrug, mit ein bisschen Bestechung und ganz vielen Versprechen. Eins davon begrenzte deinen Aufenthalt bei uns auf nur zwei Wochen. Bis dahin sollte eine andere Pflegestelle für dich frei sein (wie man inzwischen weiß, sind es die längsten "zwei Wochen", die wir wohl je erlebt haben).

Wenige Tage später, es war der 16. März 2014, holten wir dich an einer Tankstelle in Wülfrath ab. Mit einem großen Satz warst du in unserem Kofferraum, dann bald in unserem Haus und Schritt für Schritt auch ganz tief in unseren Herzen. Nicht nur wir entdeckten bald unsere Liebe für dich, sondern auch Emi, die dir zuerst misstrauisch gegenüberstand. Doch schon am ersten Tag verband euch das gemeinsame Spiel, und mit der Zeit wurde wesentlich mehr daraus. Inzwischen vermisst Emi dich schon, wenn du sie für einen kurzen Spaziergang verlässt. Was wird wohl werden, wenn du irgendwann mal deine eigene Familie findest und hier deine Köfferchen packst?

Ich glaube, es ist deine Größe, die es dir bisher so schwer gemacht hat. Ich erinnere mich daran, dass ich bei einer Gassirunde im März 2014 zum WBE sagte, dass du mit Sicherheit bei uns Weihnachten feiern wirst, weil bei dir die Vermittlung wohl etwas schwieriger ausfällt.
Du hast mit uns nicht nur Weihnachten gefeiert, sondern auch Silvester, Karneval, und höchstwahrscheinlich wirst du in unserem Garten auch noch nach Ostereiern suchen.
Das Interesse an dir hielt sich wirklich in Grenzen. Ab und zu kam zwar mal eine Anfrage, aber nie war der Interessent so passend, dass der Verein ein Treffen vereinbart hätte. Dabei bin ich mir sicher, wer dich trifft, der will dich auch nicht mehr gerne hergeben. Du bist ein Charmeur, der die Menschen ganz leicht um den Finger wickelt. Ein liebenswerter Kerl mit ganz hohem Schmusepotential und unendlich viel Vertrauen in alle Menschen, obwohl diese dir gegenüber bestimmt nicht immer nett waren. Davon zeugen einige Blessuren, die wir an deinem Körper entdeckt haben. Egal, wer dich bis jetzt getroffen hat, jeder war schnell von dir und deinem anschmiegsamen Wesen begeistert. Du bist sportlich und aktiv, aber nur dort, wo es passt, nämlich draußen. Im Haus bist du ein ruhiger Vertreter, und manches Mal muss ich dich, trotz deiner Größe, suchen, weil du dich irgendwo ganz still auf Minihundgröße zusammengerollt hast und schläfst.

Es war ein schönes Jahr mit dir. Wir haben viel erlebt, und vieles hat uns verbunden. Manches ist unvergessen geblieben. Unser erster gemeinsamer Spaziergang im strömenden Regen, der so schön war, dass ich noch stundenlang hätte weiterlaufen können. So kamen wir klitschnass zu Hause an, und ich bibberte vor Kälte und spürte doch dieses Glücksgefühl, das von diesem Spaziergang ausging.
Unvergessen natürlich auch unser Fotoshooting mit Hühnchen im großen Feld und die Wanderungen und Spaziergänge.

Du bist der Grund, warum ich mit dem Bloggen begonnen habe. Durch dich sind wir zum Wandern gekommen, zum Barfen und zum Fotografieren.

Wir haben uns wegen dir aber auch so manches anhören müssen. Was wollt ihr denn mit so einem großen Hund? Was, ist der immer noch da? Den werdet ihr wohl nie mehr los!! Immer und immer wieder die gleichen Sätze. Ein ganzes, langes Jahr lang.
Sätze, die einen bitteren Nachgeschmack haben und uns natürlich auch sehr nachdenklich stimmen.

Was wird aus dir werden? Was fürchten wir eigentlich mehr? Deine Vermittlung, oder dass du nie eine eigene Familie findest? Fragen, die so einfach keine Antwort finden, aber eins ist sicher, wenn du deine Köfferchen packst, dann nur in das beste Zuhause, denn nur dafür würden wir dich wieder hergeben.

Lieber Manu, es ist schön, dass du bei uns bist. Ohne den WBE mit seinem großen Herzen wäre es wohl nie so gekommen. Alles andere wird sich schon irgendwie finden. Du wirst sehen.




Sonntag, 15. März 2015

Von Longhornrindern, Hinkelsteinen und Sonneneifelglück



Manchmal reicht schon eine geteilte Banane, an einem wunderschönen Ort, für ein kleines Glücksgefühl. Dazu eine Bank, die auf einem hübschen Fleckchen Erde steht und eine Fernsicht bietet, die den Atem raubt. Zusätzlich wird noch eine Märzsonne geboten, die an diesem Sonntag mit fast 20°C meinen Rücken aufwärmt. Was für eine Wohltat.
Emi und ich machen nämlich gerade unsere erste Pause. Recht verfrüht, denn wir haben erst ein Viertel unserer Strecke hinter uns gelassen, aber wo Sonne ist, da ist auch Durst. Also gibt es neben der Banane noch einen kräftigen Schluck Wasser, und dann geht es schon weiter.

Blick über das Rurtal mit wunderbarer Fernsicht

Unsere sonnige Pausenbank

Heute sind wir wieder in der Eifel unterwegs, und zwar auf dem Rundwanderweg mit der Glücksnummer



und dem schönen Namen Felspassage. Gestartet sind wir am frühen Morgen am Nationalparktor in Zerkall. Obwohl bei unserer Ankunft schon einige Autos auf dem Parkplatz stehen, sind wir zuerst ganz alleine auf der Strecke unterwegs, die zuerst am Gut Laach vorbeiführt. Hier begrüßen uns freundliche Longhornrinder, denen wir gerne etwas von unserer Zeit schenken. Sind sie nicht wunderhübsch anzuschauen?

Vivian, ein wunderschönes Longhornrind

Danach machen wir uns noch ein bisschen besser gelaunt auf den Weg, der uns am Anfang schon ziemlich bergauf führt. Speziell für Emi bietet er einen ganz besonderen Duft, der sie immer wieder entzückt am Wegesrand schnuppern lässt. Manchmal bleibt sie stehen und spitzt die Ohren. Da ist wohl mehr im Wald, als ich mit meinen verkümmerten Sinnen ausmachen kann. Auf jeden Fall ist Emi heute mit wesentlich mehr Begeisterung unterwegs, als bei unserer letzten Eifelwanderung. Auch mir gefällt es hier auf Anhieb viel besser. Jetzt laufen wir nämlich durch die Natur, und der Wanderweg hält ja noch einiges für uns bereit. Ich bin sehr neugierig.

Es geht ein bisschen bergauf

Unerwartet früh erreichen wir schon die ersten Felsen.  Bevor wir jedoch deren Anblick genießen können, muss Emi erst einmal einen vorwurfsvollen Blick auf eine kleine Gruppe Wanderer werfen, die von rechts lärmend querfeldein den Hang hinunterkommen. Vielleicht hat Emi sie ja auch schon lange vor mir gehört. Im Moment bedienen sie auf jeden Fall auch meine verkümmerten Sinne, und ich bin froh, dass sie einen anderen Weg einschlagen.

Emi wundert sich über Krawall im Wald

So können wir uns nämlich die ersten Felsen ganz in Ruhe anschauen.



Es macht wirklich Spaß an diesen unterschiedlichen Felsen vorbeizulaufen. Damit noch nicht genug, denn auf der anderen Seite des Weges, verdeckt durch Bäume, und doch gut zu erkennen, taucht die Burg Nideggen auf. Tatsächlich nähern wir uns auch schon langsam dem Ort Nideggen, wobei wir diesen auf unserem Waldweg nur kurz streifen. Das ist dann auch der Zeitpunkt, den wir fürs obligatorische Verlaufen wählen, weil wir die Wegweiser an einer Kreuzung nicht richtig deuten. Ansonsten wird uns die Markierung auf dieser Wanderstrecke als absolut lückenlos in Erinnerung bleiben.

Nachdem wir vorher den Berg hinaufgeschnauft sind, erhalten wir nun für unsere Bemühungen die gerechte Belohnung und dürfen zügig abwärtsmarschieren. Auf diesem Teil der Strecke begegnen wir vielen freundlichen Radfahrern, die sich allesamt den Berg hinaufquälen, ihren Restatem aber immer noch für einen freundlich gehauchten Gruß hergeben.

Und dann erreichen wir die eigentliche Felspassage mit ihren eindrucksvollen Felsformationen aus Buntsandstein. Es ist nicht nur ein ganz toller Anblick, sondern auch ein besonderes Gefühl auf diesem engen Pfad an den riesigen Gebilden vorbei zu wandern. Angeblich sind sie zwei Millionen Jahre alt und werden vor Ort lapidar als Hinkelsteine bezeichnet.


Hat der nicht bei StarWars mitgespielt?

baumbewachsen

schönes Gestein



Schlängelweg

Man fühlt sich so richtig klein, wenn man diesen Weg entlangwandert.

Ein Stückchen später öffnet sich der Wald, und man hat linker Hand plötzlich einen traumhaft schönen Blick auf das Tal. Was man bei diesem Ausblick noch nicht weiß, dort unten, wo sich ein Weg durch die Wiesen zieht, wird man später wieder zurückwandern. Jetzt ist dort unten noch alles leer, aber das wird sich eindeutig noch ändern.


Hier sieht man schon den Rückweg


Richtig gut gefällt uns auch dieser Blick auf die Rur mit all den bunten Häuschen, die sich in dem Wasser spiegeln.


Hinter diesem Felsen befindet sich eine kleine Kapelle, die aber so sehr von Menschen umringt ist, das wir ihr nur einen kurzen Blick schenken, um dann mit einem weiterhin herrlichen Ausblick die Wanderung fortzusetzen.


Nun bewegen wir uns Richtung Obermaubach, wo die meisten Wanderführer diesen Rundweg starten, und zwar entgegengesetzt unserer Richtung. Ab diesem Punkt hier wird es recht voll auf der Strecke. Der Ort ist sehr beliebt bei Touristen, und es geht auf Mittag zu. Alle, die dieses traumhafte Wetter genießen wollen, sind nun auf den Beinen. Wir treffen nicht nur Wanderer und Spaziergänger, sondern auch ein paar Pferde und Reiter. Einmal kommt eine Gruppe in vollem Tempo auf uns zu. Natürlich bremsen die Reiter schon weit vor uns ab. Sie sind bester Laune, und ich befürchte schon, dass Emi ihnen einen Strich durch die Rechnung machen wird. Hier irre ich, denn Pferde findet sie anscheinend nicht mehr ganz so beänstigend. Sie sind eher interessant, aber auch wieder ganz schnell vergessen.
Dafür packt sie nach längerer Zeit wieder mal den gemeinen Leinenkläffer aus. Hunde begegnen uns auf diesem Abschitt gefühlte Tausend, und fast alle machen wir nieder, so rein akustisch. Das ist natürlich weniger schön, besonders weil ich immer mehr das Gefühl habe, dass Emi mit stolzgeschwollener Brust aus diesen Begegnungen herausgeht. Dabei halten die Eifelhunde eigentlich alle ganz gut mit. Hier ist es auch relativ schwierig sich aus dem Weg zu gehen. Wir müssen also durch diese Konfrontationen hindurch. Nur habe ich die Sorge, dass ich mit einem mittelgroßen Hund auf Wanderung gegangen bin und dieser sich am Ende größenmäßig wie ein ausgewachsener Kangal fühlt. Nichtsdestotrotz versuche ich entspannt und gelassen zu bleiben. Ach, was riecht die Luft hier schön nach Wald, die Vögel zwitschern, die Sonne scheint....dubidubiduuuu.

In Obermaubach riecht es dann nicht mehr nach Wald, sondern im ersten Moment ganz gewaltig nach Pommes. Ich hoffe, dass wir den Ort schnell hinter uns lassen und dann eine nette Bank für ein Mittagspäuschen finden. Wir haben jetzt gut die Hälfte der Strecke hinter uns gelassen, und Hunger macht sich bemerkbar.

Nach dem Ort mit der schönen Staumauer kommen wir wieder in einen ruhigen und einsamen Bereich, wo ich dann an einer großen Wiese mit Emi ein größeres Verpflegungspäuschen einlege. Wir fühlen uns nämlich auch schon wieder etwas durstig, obwohl Emi unterwegs auch frisches Eifelwasser, das den Berg hinunterfließt, zu sich genommen hat. Es versteht sich natürlich von selbst, dass dieses 1000mal besser schmeckt, als das, was ich nun gefühlte Trillionen Stunden auf dem Rücken bergauf und bergab schleppe. Bei der restlichen Verpflegung ziert sie sich dann nicht mehr so. Wahrscheinlich fühlt sie sich jetzt nicht nur wie ein Kangal, sondern hat auch einen Kangalhunger.

dufte Wiese

Gut gestärkt treffen wir alsbald auf eine futuristische Brücke, die uns trockenen Fußes über die Rur bringt.

Eifelbrücke

die Rur von ihrer schönsten Seite


Und da ist er dann auch schon, der Weg durch Wiesen und Weiden, den wir vor längerer Zeit von oben gesehen haben. Leider lockt er nicht nur Wanderer und Spaziergänger an, sondern auch wieselflinke Radfahrer, die aufgrund ihres Tempos immer durch ein Sausegeräusch, das wir plötzlich aus Richtung Rücken hören, zu erkennen sind. In der Regel sind sie aber alle freundlich, klingeln auf Entfernung, grüßen und bedanken sich, was mich generell immer sehr milde stimmt. So kann man ja auch gut miteinander auskommen. Natürlich gibt es dann auch immer noch den einen Radfahrer, der das ganze Klischee bedient und mir fast den Hund von der Leine brezelt, obwohl ich mein Mädchen schon eng am Bein habe.


Von hier aus ist der Blick auf die Felsen und Burg Nideggen bombastisch, aber aufgrund der Sausegeräusche ist ein entspanntes Fotografieren kaum möglich. Inzwischen ist auch die Mittagsessenszeit vorbei, und verständlicherweise wollen alle auf ihre Art und Weise das schöne Wetter genießen.

da oben waren wir schon

Burg Nideggen

Noch ein letztes Mal dürfen wir am Ende dieses Weges die Rur überqueren, dann trennen sich unsere Wege.

noch mal die Rur
Bald schon begegnen wir diesem neugierigen Kälbchen, das eindeutig unsere Nähe sucht. Als ich den Fotoapparat zücke, kommt es sofort auf uns zu und bleibt abwartend am Zaun stehen. Ist es nicht niedlich? Es kündigt übrigens auch das Ende unserer Tour an. Nur ein Stückchen weiter, biegen wir auch schon auf den Parkplatz ein.

süßes Kälbchen


Dort gibt es noch einmal eine ausgedehnte Trinkpause und ein großes Lob an die neuen Wanderschuhe, die nun ihre erste große Tour überstanden haben, und das ohne zu zwicken. Emi und ich blicken auf eine abwechslungsreiche Wanderung zurück, die wir in vollen Zügen genossen haben. Wir sind uns sicher, die Eifel hält noch einige schöne Touren für uns bereit. Mal sehen, wohin es uns das nächste Mal verschlägt.



Wandertour 7/Felspassage vom Eifelverein Nideggen
Länge: 12,5 km
Schwierigkeit:mittel
Dauer: ca. 4 Stunden



Dienstag, 10. März 2015

Aus der Krankenakte




Inzwischen sind  fast zwei Monate vergangen, seitdem Luke an seinem Tumorbeinchen operiert wurde. Eine turbulente Zeit, voller Höhen und Tiefen, liegt hinter uns. Seit meinem letzten Bericht hat sich noch einiges getan.

Zeit für eine kleine Zwischenbilanz

Nach langer, langer Zeit ist die Wunde inzwischen komplett geschlossen. 
An Lukes Beinchen gab es nämlich eine kritische Stelle, die nicht wirklich heilen wollte. Ich denke, das lag daran, dass Luke einen winzigkleinen Stich der Naht  noch aufknabbern konnte und dieser Punkt dann im Heilprozess etwas hinterherhinkte. Dummerweise haben wir schon, bevor die komplette Heilung erzielt wurde, den Verband weggelassen, was zur Folge hatte, dass Luke nun wieder ordentlich leckte. Die Heilung zog sich hin, und der nächste Tierarzttermin rückte immer weiter nach hinten, sollten wir doch erst mit verschlossener Wunde wieder vorsprechen. Das wiederum beunruhtigte mich etwas, denn bei einem vorangegangenen  Kontrolltermin hatte sich der WBE an ein "unbedeutendes" kleines Knötchen an Lukes Hals erinnert. Dieses hatte ich, nachdem ein anderer Tierarzt es vor längerer Zeit als "nicht der Rede wert" eingestuft hatte, komplett vergessen. Nun warf also unsere Tierärztin einen Blick auf das Knübbelchen, pikste es mal kurz an und machte dann ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. Übersetzt bedeutet das, sobald das Beinchen komplett verheilt ist, sollte Luke noch mal unters Messer. Keine guten Nachrichten, aber natürlich wollen wir alle auf Nummer sicher gehen, und was nur annähernd bedenklich ist, muss entfernt werden.

Letzte Woche war es nun soweit. Die Wunde war endlich komplett verheilt. Kleine stoppelige braune Härchen wuchsen schon nach. Die braune Farbe kommt übrigens von Lukes Speichel, denn die Wunde wird weiterhin mit der Zunge bearbeitet. Es ist wie ein Zwang, den man nicht unterbrechen kann. Die Erleichterung über das verheilte Beinchen stimmte mich zuversichtlich, und der nächsten OP sah ich ohne große Sorge entgegen. Bis jetzt haben die Lymphknoten keine Auffälligkeiten gezeigt. Das Knötchen am Hals ist winzig und hat sich in all der Zeit nie verändert. Außerdem las ich einen aufbauenden Artikel über tumorerkrankte Hunde in einer Zeitschrift, wo Gewichtszunahme und lebhaftes Verhalten des Patienten als überaus gute Zeichen bewertet wurden. Man klammert sich ja mit Vergnügen an jeden noch so kleinen Strohhalm, wenn er nur irgendwie Hoffnung verspricht.

Mulmig wurde mir also erst, als die Tierärztin das Beinchen auffallend sorgfältig und intensiv betastete und untersuchte. Sie ging noch mal alle Lymphknoten durch. Betastete das Beinchen wieder und wieder. Dann schüttelte sie leicht den Kopf und mir sackte das Herz in die Hose.
Genau an der Stelle, wo vorher die Wunde sich nicht schließen wollte, fühlt man ganz leicht eine Verdickung. Das kann vom Lecken kommen (Leckekzem), das kann aber auch ein nachwachsener Tumor sein. Bei dieser Art Tumor ist das nicht gerade eine Seltenheit. Das macht natürlich Sorgen.

Unsere Aufgabe für die nächsten Wochen besteht darin, Luke davon abzuhalten sein Beinchen zu lecken. Dabei soll uns eine Schlafanzugshose helfen, die wir am Halsband oder Geschirr befestigen, sodass sie nicht mehr rutschen kann. Eine schwierige Situation, die wieder an den Trichter erinnert.
 Aber da müssen wir jetzt erst einmal durch, und dann schauen wir weiter. Tumor oder Ekzem, das wird sich dann wohl zeigen. Wir warten voller Anspannung auf das Ergebnis.

Nichtsdestotrotz durfte Luke heute Mittag die angenehme Frühlingsluft ohne peinliche Hose genießen. Ein bisschen kontrollierte Freiheit muss noch drin sein.













Freitag, 6. März 2015

Déjà-vu


Luke rennt als würde es um sein nacktes Leben gehen. Vielleicht denkt er das sogar in diesem Moment. All seine Kräfte setzt er ein, damit er seinen kleinen Vorsprung beibehalten kann. Aber sein Verfolger ist verdammt schnell. Auf mich wirkt es, als liefe Luke vollkommen kopflos Richtung Straße. Kann er überhaupt noch klar denken? Der andere Hund ist ihm dicht auf den Fersen und lässt vorerst auch nicht von Luke ab. 

Ich selbst hetze im schnellstmöglichen Tempo, aber mit weitem Abstand, ebenfalls die Allee entlang. Hinter mir höre ich das Schnaufen der anderem Hundebesitzerin. "Es tut mir so leid, wir haben Sie nicht gesehen", ächzt sie. Meine Augen sind auf meinen Hund gerichtet. Mein Rufen hört er nicht. Inzwischen ist er an der Straße angekommen. Mir stockt der Atem. Jetzt wird es richtig gefährlich, denn diese Straße ist normalerweise sehr verkehrsreich. An diesem Abend sind es nur wenige Autos, die unterwegs sind, aber aufgrund der späten Abendstunde hält sich sicher keiner mehr ans Tempolimit. Ein Wagen zum falschen Zeitpunkt.........., ich mag überhaupt nicht daran denken. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Der Verfolgerhund hat inzwischen abgebremst und ist an der Straße stehen geblieben. Luke dagegen ist spurlos verschwunden. Wahrscheinlich befindet er sich nun auf der Straße oder hat sie sogar schon überquert. Das Schnaufen neben mir lässt nach. Die Dame ruft ihren Hund heran, der jetzt auf uns zugeschossen kommt und mich auch noch anspringen will.
"Ja, wo ist denn jetzt Ihr Hund?" flötet es hinter mir. Das wüsste ich jetzt auch sehr gerne. Frage gestellt, Hund angeleint, weg ist sie. Ich bleibe mit meinem Problem allein zurück. Es brodelt in mir, aber meinen Ärger kann ich nur herunterschlucken, denn meine Priortäten liegen jetzt woanders. Ich muss Luke finden, bevor etwas passiert.

An der Straße erhoffe ich mir einen besseren Blick über die Umgebung. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkt ein Wagen, an ihm lehnt ein Mann in Borussenjacke und zeigt Richtung Heimatstraße: " Ihr Hund ist gerade dort abgebogen".  Es ist also noch eine Straßenüberquerung, die Luke vom zu Hause trennt. Wird er dort warten oder panisch weiterlaufen? Ich hetze weiter, recke meinen Hals, damit ich über die Schulmauer den Eingang unseres Hauses sehen kann. Leider ist die Straße vollgeparkt, da kann ich mich abmühen wie ich will, mir bleibt der erlösende Blick noch verborgen. Erst als ich atemlos in die heimatliche Straße abbiege, kann ich mich an Lukes Anblick erfreuen. Er steht vor unserem Haus und wartet. 
Unverletzt! Er sieht noch nicht mal sonderlich gestresst aus.

Voller Erleichterung jage ich über die Straße und werde fast Opfer einer Radfahrerin. Das hätte uns jetzt noch gefehlt. Luke freut sich wie Bolle mich zu sehen. Ach, wenn er wüsste, wie sehr ich mich erst freue. Schnell den Puschelhund an die Leine, und dann in die Sicherheit des eigenen Wohnzimmers. Ich lasse mich mit immer noch wild klopfendem Herzen auf die Couch fallen.

Manu ist direkt neben mir. Er drückt sich eng an meine Beine und legt seinen Kopf auf meinen Oberschenkel. Sanfte Augen schauen mich wissend an. Alles wird gut! Dieser Hund hat einen übernatürlichen Sensor für Menschen, die sich gerade nicht besonders gut fühlen. Wenn man Trost braucht, dann kann man zu 100% auf Manu zählen. Das ist einfach unglaublich und so schön. Luke dagegen hat sich hechelnd auf den Boden gelegt. Er braucht jetzt dringend Erholung und Ruhe.

Mein Blick auf die Uhr verrät mir, dass Luke und ich erst vor 20 Minuten das Haus für einen kurzen Abendspaziergang verlassen haben. Inzwischen ist die Wunde an seinem Bein fast komplett verheilt, sodass er ohne Verband unterwegs ist. Unsere Spaziergänge fallen immer noch relativ kräfteschonend aus, weswegen ich mich für eine Runde um die Hundewiese entscheide. Es ist nicht mein liebster Ort, aber um diese Uhrzeit ist es dort normalerweise schon ruhig, und man ist meistens alleine unterwegs. Die Strecke ist für Luke von der Länge her perfekt, und sie bietet natürlich ein interessantes Geruchserlebnis. Obwohl Luke mit anderen Hunden sehr unkompliziert ist und sie in der Regel einfach nicht beachtet, checke ich die Gegend immer akribisch ab. So fällt mir schon auf dem Weg Richtung Wiese (man muss erst ein größeres Stück eine Allee entlang laufen bis man die Hundewiese erreicht) eine Hundegruppe auf, die noch recht weit von uns entfernt ist. Die rennenden und tobenden Hunde erkenne ich in der Dunkelheit nur an ihren Leuchtis. Luke, der  schon ohne Leine unterwegs ist, bleibt immer in meiner direkten Nähe. So entscheide ich mich an dieser Stelle zu warten, sodass sich die Hundegruppe von unserem geplanten Weg entfernen wird. Wir werden dann nach links abbiegen, sodass keine Begegnung stattfinden kann. 

Vorerst müssen wir uns in Geduld üben, denn die Hunde spielen und toben, die Menschen plaudern, und so kommt diese Gruppe nur langsam voran. Immer wieder bleiben sie für kurze Zeit stehen. Das ist typisch für diese Gruppe, die ich um diese Uhrzeit hier nun wirklich nicht mehr erwartet hätte. Endlich hat sie sich weit genug von uns entfernt. Luke und ich können abbiegen. Vorsichtshalber behalte ich die Hundegruppe im Auge. Man weiß ja nie. Tatsächlich fährt plötzlich ein Ruck durch die Gruppe. Mist, trotz des großen Abstands sind die Hunde doch noch auf uns aufmerksam geworden. Leider nur die Hunde, denn bevor eine Reaktion der Menschen kommt, stehen sie schon fast vor uns. Luke anleinen oder besser nicht? Dummerweise habe ich zu lange gezögert. Da werde ich mir später noch große Vorwürfe machen. Als ich mich nämlich dann doch fürs Anleinen entscheide, finde ich in Lukes langem Haar nicht sofort den Ring und sehe im selben Moment  nur noch die imaginäre Staubwolke hinter meinem Hund, der voller Angst die Allee entlang düst. Hinter ihm eine ganze Horde Hunde. Als die Rufe der Menschen eindringlicher werden, bleiben die meisten stehen. Nur der eine nicht, der bleibt dicht hinter ihm.

So sieht also ein  Déjà-vu aus:  Gleiche Stelle, gleiche Fluchtstrecke
Wieder sind wir mit dem Schrecken davongekommen. Noch mal möchten wir unser Glück nicht herausfordern müssen. Nach der ersten Wut auf die anderen Hundebesitzer, ist es gerade dieser Gedanke, der in meinem Kopf Kreise zieht. Wir haben Glück gehabt, und, ein weiterer Gedanke nimmt immer mehr Form an, die Schuld lag in erster Linie bei mir. Ich habe den Fehler gemacht, indem ich Luke nicht schon bei erster Sicht dieser Gruppe, auch auf Entfernung, angeleint habe. 
Eine Erkenntnis, die unangenehm ist. Viel lieber würde ich über die anderen Hundebesitzer zetern, ihnen die Schuld zuweisen, aber würde mir das wirklich etwas bringen?
Natürlich hätte ich mich im Pechfall bei meinem Gewissen herausreden können, dass Luke so noch nie auf andere Hunde reagiert hat, aber welchen Trost hätte mir das bei einem an- oder gar überfahrenen Hunde gebracht? Gar keinen, denn ich trage die Verantwortung für das Leben meiner Hunde und muss dementsprechend vorausschauen. Die Hundegruppe war mir bekannt. Ich habe gewusst, dass die Menschen oft so sehr im Gespräch vertieft sind, dass sie ihren Hunden nicht die entsprechende Aufmerksamkeit zukommen lassen. Somit beiße ich in den sauren Apfel und verfasse diesen wenig schmeichelhaften Text, damit er sich für ewig in mein Gedächnis einbrennen mag.
Nun sind wir also um eine böse Erfahrung reicher, die aber sicher einen großen Einfluss auf meine Denkweise haben wird. 
Ich kann mich nicht immer auf mein Glück verlassen. Es zeigt mir sicher nicht noch einmal den mahnenden Finger. Anleinen auf Weitsicht steht jetzt auf dem Programm. Damit kann man auch gut leben, oder?


Montag, 2. März 2015

Unser Februar 2015




Der WBE und ich starten den Monat positiv. Am 1. Februar sehen wir Ralf Schmitz live und können zwei Stunden lang herzlich lachen und dabei mal alle Sorgen vergessen. Das tut gut. Da nimmt man auch gerne in Kauf, dass der WBE noch tagelang Kiefernschmerzen hat. Er ist wohl etwas aus der Übung, was das Lachen über zwei Stunden betrifft.

Lukes Wunde verheilt nach und nach. Lange Zeit bleibt eine kleine, stecknadelgroße Stelle offen, die sich zur Mitte des Monats dann auch endlich schließt. Inzwischen wachsen auch die ersten Haare wieder auf dieser Stelle nach. Sie sind braun gefärbt durch Lukes Speichel, weil er diese Stelle immer noch regelmäßig leckt. Mal sehen, wie sich das entwickelt. Ein kleiner Knoten an Lukes Hals stellt sich ebenfalls als bedenklich heraus und muss auch bald entfernt werden. Danach sehen wir mal weiter. Könnte man von Lukes Verhalten auf seine Gesundheit schließen, dann wäre ich zu 100% optimistisch, denn der kleine Kerl lebt total auf. Ihm geht es 6 Wochen nach der OP wieder richtig, richtig gut, aber wer weiß schon, was sich so klammheimlich in seinem Körper tut?

Mitte des Monats macht uns dann Emi Sorgen. Sie kratzt sich fast blutig, fühlt sich heiß an, und wir verbringen mit ihr eine schrecklich unruhige Nacht. Auf der Suche nach einem kühlen Schlafplatz wandert sie stundenlang durchs Zimmer und schläft schließlich kurz vor Morgen erschöpft auf meinem Kopfkissen ein. Der Besuch beim Tierarzt und eine Spritze bringen zum Glück sofortige Linderung. Der Spuk ist so schnell vorbei wie er begonnen hat. Worauf sie allergisch reagiert hat wissen wir bis jetzt nicht.

Etwas später hat der Alleswisser Geburtstag. Gefeiert wird zuerst nur mit einem verschickten Päckchen, der Rest folgt im März.

Die ersten Frühlingsblüher erfreuen uns. Es ist einfach genial, wie sich die Schneeglöckchen in unserem Garten vermehren.

Mich trifft im falschen Moment der falsche Luftzug am falschen Körperteil. Der Rest sind extreme Schmerzen, die mich nicht nur körperlich blockieren. An manchen Tagen gehen sie Hand in Hand mit ihrem Kumpel Kopfschmerzen. Vieles bleibt deswegen auf der Strecke, und was mir sonst Spaß macht, fällt mir ausgesprochen schwer. Mein Blog setzt dicken Staub an. Kommentieren geht fast gar nicht, nur ein bisschen lesen. Kurz vor Monatsende kaufe ich ein kleines Tütchen mit Badezusatz, das Linderung verspricht. Nachdem ich kurze Zeit in erstaunlich rotem Wasser gelegen habe, bin ich seit langem zum ersten Mal wieder schmerzfrei. Mal sehen wie lange das andauert.

Am Karnevalswochenende machen wir den einzigen größeren Ausflug in diesem Monat. Es geht in die Eifel. Hier werden wir dieses Jahr sicher noch öfters wandern.

Bei einem kurzen Spaziergang Richtung Hundewiese wird Luke von einem anderen Hund gehetzt (Beitrag in Arbeit). Entspannte Hundespaziergänge in der häuslichen Umgebung werden immer mehr zum Drahtseilakt. Ich bin mal wieder ratlos und frustriert.

Die Hunde verbringen einen überaus spannenden Samstag. Über unser Wohngebiet knattert stundenlang ein merkwürdiges Ding. Manu kann es so gar nicht fassen und blickt immer wieder an die Zimmerdecke oder draußen gen Himmel. Auch Emi wundert sich. Was kann das nur sein? Diese Frage ist ganz einfach beantwortet. Beim Borussenheimspiel ist Köln zu Gast, und dann herrscht hier Ausnahmezustand. Aus diesem Grund fliegt stundenlang mindestens ein Hubschrauber über die Stadt. Für unsere Hunde eine willkommene Abwechslung.

Lange habe ich gelesen und mich informiert, dann traue ich mich an einem Wochenende an die Sache heran und trimme Emi selbst. Das Ergebnis überrascht nicht nur mich, sondern Emi scheint sich nun auch viel wohler zu fühlen. Am "Feinschliff" (Gesicht, Schwanz, Ohren) muss ich noch was arbeiten und dafür das entsprechende Werkzeug beschaffen, aber im Großen und Ganzen bin ich doch recht zufrieden. Es war den Versuch wert.

Der Monat endet weniger gut. Der WBE bringt aus der Firma einen Virus mit. Das böse, böse Ding hat nicht nur die Belegschaft der Firma auf ein Minimum reduziert, sondern legt auch binnen weniger Tage unsere komplette Familie flach.
Die Prinzessin bleibt verhältnismäßig verschont, und auch ich komme noch ganz glimpflich davon. Der WBE und der Computerfreak sind dagegen so richtig, richtig krank.